Non Performing Loans – Spielwiese für Heuschrecken oder soziale Wohltat?

Bis vor wenigen Jahren war der Begriff „Non Performing Loans“ in Deutschland noch gänzlich unbekannt. Dann trat er zu Beginn der Schuldenkrise in Europa mit einem Knall ins Leben vieler Deutscher.

„Banken verkaufen Ihre Kredite an Heuschrecken!“ rauschte es vor einigen Jahren durch den Blätterwald und sprang einem von Nachrichtenportalen im Internet entgegen. Längere Zeit verschwand das Gespenst des raffgierigen Kapitalisten in bester „Wallstreet“-Manier nicht aus den Köpfen der Bürger. Bis man anfing, etwas rationaler an die Sache heranzugehen. Worum ging es denn eigentlich?

Durch die konjunkturellen Einflüsse aufgrund der Wiedervereinigung und des Kreditrisikomanagements der Banken haben sich in den Bilanzen der Kreditinstitute seit den 1990er Jahren große Mengen an Problemkrediten angehäuft, die vom Schuldner nur noch unregelmäßig oder gar nicht mehr zurückgezahlt werden konnten. Für die Banken bedeutete dies ein Mehraufwand an Verwaltung und Abwicklung und eine Last für die Bilanzen und das Liquiditätsmanagement. Eine Lösung musste her.

Also begannen die Banken, vor allem die betreuungsintensiven Engagements zu verkaufen und abzuschreiben und so ihre Bilanzen zu bereinigen. Verkauft wurden die Forderungen zu einem Bruchteil des Nominalwerts. Was viele stutzig werden ließ.

Doch rückblickend kann man sagen, dass es sich bei dem Geschäft mit Non Performing Loans auch um einen sozialen Erfolg handelt. Der Grund ist für viele jedoch nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Da der neue Eigentümer der Forderungen natürlich daran interessiert ist, ein Geschäft zu machen, muss er den Kontakt mit den ehemaligen Klienten der Kreditinstitute suchen, deren Gläubiger er durch den Erwerb der Forderungen geworden ist, und mit ihnen eine Einigung aushandeln. Erfahrungen zeigen, dass eine Einigung in 40 Prozent der Fälle möglich ist. Die einzelnen Fälle können zwar nicht zu 100 Prozent realisiert werden, doch eine Quote zwischen 15 und 30 Prozent der eigentlichen Ursprungsforderung ist in den meisten Fällen umsetzbar. Dem Kunden ist es also möglich, durch die Zahlung eines geringeren Teils der ursprünglichen Forderung seine Schulden zu tilgen und wirtschaftlich wieder freier zu werden.

Durch den Erwerb der Forderungen zu einem Bruchteil des Nominalwertes ist es dem Einkäufer im Gegensatz zur Bank möglich, dem Schuldner ein solches Angebot zu unterbreiten. Das Verhältnis zwischen dem Schuldner und dem neuen Besitzer der Forderungen ist weniger belastet als zwischen Schuldner und Bank, was die Kommunikation sehr erleichtert und den Willen zu Einigung erhöht.

Am Ende des Prozesses konnten die Banken ihre Bilanzen entlasten und der Schuldner sich von den Forderungen befreien. NPL ist also kein Werk der „Heuschrecken“, wie es panisch und verärgert hieß, sondern eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

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