Stadtentwickler: Sterbeprozess deutscher Regionen nicht aufzuhalten

Zahlreiche Regionen in Deutschland, vor allem Großstädte und Metropolen, verzeichnen einen enormen Immobilienboom. Warnende Stimmen sprechen von einer drohenden Immobilienblase. Doch in vielen Gebieten ist das Gegenteil der Fall.

Vor allem in den neuen Bundesländern, aber auch in vielen ländlichen Regionen der alten Länder, ist massiver Abwanderung und damit ein wachsender Leerstand der Immobilien zu verzeichnen. Jede achte Kommune klagt über die Abwanderung und Überalterung ihrer Einwohner. Nun melden sich Stadtplaner zu Wort, die sich von dem Gedanken verabschieden und das Aufgeben bestimmter Regionen befürworten.

Unterschreite beispielsweise die Zahl der Einwohner ein Drittel der ursprünglichen Anzahl, mache es ökonomisch keinen Sinn mehr, das Absterben der Region mit Subventionen zu verlangsamen. Die Instandhaltung der teuren Infrastruktur würde die ohnehin leeren Kassen der Kommunen überlasten.

Frank Burlein, Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft in Wiesbaden befürwortet einen geplanten Übergang, um Geisterstädte und Ruinenfelder zu vermeiden, wie sie in Nachbarländern schon zu finden seien.

Die Entscheidung, wann ein Ort aufgegeben werden sollte, könnte ein Internettool erleichtern, das derzeit an der Technischen Universität Berlin entwickelt wird und zahlreiche Faktoren wie Infrastruktur, soziale Indikatoren oder die Dichte der Ärzte berücksichtigt.

Burlein rührt damit an einem Tabu-Thema in Bevölkerung und Politik. Besonders ältere Menschen hingen an ihrem alten Lebensumfeld und würden es vorziehen, zu bleiben. Doch dies sei nur ein Verschließen vor der Realität. Burlein schlägt einen kontrollierten Wegzug vor, wenn weine Behörde realisiert, dass ein Ort keine Zukunft hat. Ein Prozess der Umsiedlung unter Bürgerbeteiligung und interessanten Wechselofferten soll es den Bürgern leichter machen, umzuziehen. Im Anschluss würde der verlassene Ort abgerissen und zu Parks umgebaut. Ein Konzept, das schon in einigen Regionen mit Erfolg umgesetzt wurde.